Nachdem am vergangenen Samstag, dem 19.09. erstmals antifaschistisches Engagement dazu führte, dass eine NPD-Kundgebung in Heiligenstadt nicht am geplanten Ort stattfinden konnte, überschlagen sich förmlich die Meldungen in der Lokalpresse. So waren in der Nacht von Samstag auf Sonntag im Bahnhof und dem Stadtgebiet Heilbad Heiligenstadts rechte Tags und Symbole aufgetaucht. Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, wie aggressiv die circa 40 Nazi-Hools aus dem benachbarten Kyffhäuser- bzw. Unstruht-Hainich-Kreis, sowie dem Eichsfeld-Kreis selbst rund um die Kundgebungen der NPD und den Blockaden in der Nähe des Förderzentrums aufgetreten sind. Bis in den späten Abend zog eine etwa 15-köpfige Gruppe Nazis durch die Stadt.
Da an den Vortagen Tags wie “FCK NZS” oder “No Heise” im Stadtgebiet auftauchten, ermittelt die Polizeidirektion Eichsfeld nun laut TLZ “in alle Richtungen.” So sei es laut Polizeihauptkommissar Grosa nicht auszuschließen, dass “Göttinger Linksextreme” die Taten im Bahnhof begangen haben, “um den Verdacht auf die Rechten zu lenken.” Die TLZ stellt in ihrem Artikel “Schmierereien nach Demo in Heiligenstadt Fall für Polizei und Bauhof” vom 22.09. rechte und linke Tags gegenüber und stellt sie damit auf eine Stufe. Der Vergleich zwischen einem Tag mit dem Inhalt “FCK NZS” und einem dargestellten Kopfschuss auf eine jüdische Karikatur ist nicht nur geschmacklos, sondern auch verharmlosend. Auch der Inhalt des Tags “BTK” (“bind, torture, kill”) darf als weitaus gewaltverherrlichender verstanden werden als die Losung “No Heise!” Dass aber “Refugees Welcome” in diesem Kontext mit realen Gewaltandrohungen gleichgesetzt wird, ist geschmacklos und zeigt, dass der Vergleich insgesamt ein Hohn ist. Das sexistische Tag “Thorsten Heise hat einen kleinen Penis” der linken Szene zuzuordnen, zeugt auch nicht wirklich von einer weitgreifenden Kenntnis dieser. Durch die Ermittlungen der Polizei “in beide Richtungen” bei rechten Slogans zeigt sich, welch verzerrtes Bild die örtliche Exekutive von den rechten Strukturen vor Ort hat. Antifaschistische Initiativen haben es nicht nötig, im Eichsfeld Nazis zu erfinden, liebe Damen und Herren von der Polizei, diese Leute gibt es hier zu Hauf und das, was Sie aktuell sehen können, ist eine Radikalisierung der Szene im Landkreis, wie sie seit Jahren nicht zu beobachten war. Wir empfehlen den zuständigen Stellen daher, weniger fantasievolle Verschwörungen zu erfinden und sich lieber auf die Klärung rechter Straftaten zu konzentrieren.
Hier ein paar Eindrücke aus dem Bahnhof Heiligenstadt (Stand: Montag, 21.09.):