Neulich im Prenzlauer Berg. Zwei gut situierte Frauen, an Gestus reich, an Gedanken arm, philosophieren über die neueste Mode. Leggins, gar pink sogar, seien der neueste Schrei. Und überhaupt, fesche Beinkleider, ob nun das Modell eng und pink oder schlabbrig und mausgrau, es geht um die Hose. Röcke, die hat der Lagerfeld für diese Saison in den Wandschrank verbannt. Aber nur gut, dass man den Trend nicht verpennt hat. Eine viel zu kurze Atempause später wackeln die beiden lächelnd der nächsten Boutique entgegen.
Am anderen Ende der Welt. Zwei verschleierte Frauen versuchen verzweifelt, eine Person den Fängen der Staatssicherheitsdienste zu entreißen. Tränengas liegt in der Luft. Der Lärmteppich franst hier und da aus. Das eigene Wort ist trotzdem unverständlich. Es geht ums Ganze. Worte werden durch Steine ersetzt. Überall grenzenloser Schmerz. Aber niemand denkt ans Aufgeben. Als ginge es um ihren einzigen Sohn, derart kämpfen die Frauen. Knüppelschläge sind die harmloseste Antwort auf ihren Einsatz.
Guido Westerwelle bezeichnet die Ereignisse als einen „Rückschlag für die Demokratie„. Und er meint nicht die Geschehnisse im Prenzlauer Berg. Er nimmt stellvertretend vorlieb mit der Friedhofsruhe im Nahen Osten, weil die eigenen Sicherheit schwerer wiegt, als die Freiheit anderer. Und niemand schreit laut auf. Der freie Westen verrät nicht seine Kinder, er kapituliert gerade auf allen Ebenen.
Antideutsche Aktion Berlin (ADAB) im Juli 2013